Musik: Pure Emotion physikalisch erklärt?

„Ein guter Komponist mischt seine Stücke intuitiv.“

Philip Ball

Warum müssen wir weinen, kriegen eine Gänsehaut oder fühlen uns richtig gut, wenn wir einen ganz bestimmten Song hören? Warum löst Musik überhaupt solche tiefen Gefühle in uns aus?

Rein Physikalisch betrachtet handelt es sich bei Tönen nur um einfache Schallwellen. Manche davon empfinden wir vielleicht nicht einmal als angenehm. Ob etwas harmonisch oder disharmonisch klingt, liegt physikalisch an den Oberschwingungen. Spielt man einen Ton auf einem Instrument, erzeugt man nicht nur eine Frequenz, sondern eine ganze Reihe davon. Und je nachdem, ob sie einem günstigen Verhältnis zueinander stehen, oder nicht, klingen sie angenehm oder eben nicht.

Lange Zeit befassten sich Musikwissenschaftler nicht mit der Frage nach den Emotionen, die Musik auslöst; sie interessierten sich eher für Stil, Komposition oder Physik. Dabei sind doch gerade die Stimmungen, die die Tonfolge bei uns erzeugen, der Grund, warum wir überhaupt Musik hören.

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Ich behaupte: Musik macht süchtig. Es gibt Lieder, die kann ich in Endlosschleife hören, immer und immer wieder. Früher war das mal „Lemon tree“. Noch heute singe ich jede einzelne Silbe mit, wenn der Song im Radio läuft. Wenn es mir mal nicht so gut geht, dann brauche ich oft nur diese Lieder anzuhören, und die Stimmung bessert sich. Solche Ohrwürmer rufen in mir ganz bestimmte – meistens positive – Gefühle hervor, oder erinnern mich an Erlebtes. Zum Beispiel an den Skiurlaub (nein, keine Après-Ski-Hits) oder den Tanzkurs vor vielen Jahren, ein tolles Konzert mit Freunden oder das Gehopse mit einer Vierjährigen zur Rockmusik im heimischen Wohnzimmer.

Der eine oder andere wird jetzt die Nase rümpfen. Damit kann ich leben. Denn das zeigt doch nur, dass die Gefühle, die Musik weckt, zutiefst persönlich sind. Was mich bewegt, wird andere kalt lassen und umgekehrt. Das ist auch gut so, jeder hat einen ganz bestimmten Geschmack. Und doch gibt es musikalische Elemente, die eine Grundstimmung erzeugen. Meistens sind wir uns einig, ob ein Lied fröhlich oder traurig ist.

Es gibt Lieder, die sind so stimmungsvoll, dass sie einen ein ganzes Leben begleiten, es richtiggehend charakterisieren. „Circle of Life“ war nicht nur Hintergrundmusik in den richtig schönen Momenten meines Lebens, sondern auch dann präsent, als es nicht so gut lief. Was ist der Grund dafür, dass uns solche Songs immer wieder begegnen? Reiner Zufall oder Genialität der Komponisten?

Musik baut auch immer Erwartungen auf. Wenn wir nicht damit rechnen, verändert sich etwas in der Musik, unsere Erwartungen werden gebrochen. Die Musik fordert unsere Aufmerksamkeit und setzt sie gleichzeitig unter Spannung – durch Effekte, vor allem Rhythmus. Wenn es nach Philipp Ball (Wissenschaftler und Autor) geht, ist die Erklärung für die Genialität der Songschreiber eindeutig: „Ein guter Komponist mischt seine Stücke intuitiv.“

 

Mich würde interessieren: Was ist Dein Lebenslied? Welche Gefühle verbindest Du damit?

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